Wir pflanzen Bananen

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  • eine Bananenpflanze trägt nur einmalig Früchte
  • “moderne” Bananen haben keine Samen – die Pflanzen vermehren sich, indem sie Wurzelsprossen bilden
  • nachdem die Früchte geerntet sind, wird der Fuß einer Mutterpflanze gemeinsam mit einer oder mehreren Wurzelsprossen ausgegraben und an einer anderen Stelle einpflanzt
  • danach stirbt die Mutterpflanze langsam ab und aus den Wurzelsprossen werden große Bananenpflanzen
  • Bananen sind die wichtigsten Pflanzen auf der Finca Bayano – fünf Sorten Süßbananen und fünf Sorten Kochbananen werden angebaut
  • es wachsen bereits mehr als 10.000 Bananenpflanzen auf der Finca Bayano – jedes Jahr kommen mehr als 3.000 Pflanzen hinzu
  • Bananen können während des ganzen Jahres geerntet werden und sind daher im Rahmen des Konzeptes der Finca Bayano ein ganz wesentlicher Bestandteil
  • Bananen werden immer unreif geerntet – bleiben sie bis zur Reife an der Staude, lassen Insekten und Vögel nicht viel von den Früchten übrig
  • Bananen sind vom Aussterben bedroht
  • Hier geht’s zum Video

 

Auf dem Foto rechts ist eindeutig zu sehen, was mit organischer Bewirtschaftung möglich ist: Diese Mutterpflanze ist noch nicht ausgewachsen und verfügt bereits über 20 Wurzelsprossen. 12 der Ableger habe ich nummeriert, auf der anderen Seite sind es weitere acht. Zwei der Nachkommen habe ich mit gelben Linien markiert, weil sie auf dem Foto kaum zu sehen sind. Wahrscheinlich werden weitere Ableger um die Mutterpflanze entstehen, so dass sie möglicherweise 30 Nachkommen produziert. Der Stamm hat einen Durchmesser von etwa 30 Zentimetern, die Pflanze ist etwa acht Meter hoch. Sie hat nicht nur einen roten Stamm, sie trägt auch rote Bananen. Mit Klick auf das Bild erhältst Du eine vergrößerte Ansicht.

 

Kochbananen sind in der Regel grün und werden normalerweise unreif gekocht. Rote Bananen sind eine Ausnahme. Es handelt sich zwar um Kochbananen, aber in sehr reifem Zustand können sie als Süßbananen gegessen werden. Andere Kochbananen werden auch süß, wenn sie weiter reifen, aber sie schmecken ungekocht nicht wirklich gut. Frittiert haben alle Arten Kochbananen einen sehr guten Geschmack. Zwar hat das Frittieren den Nachteil, dass der Nahrung einiges an Fett hinzugefügt wird, aber es hat den Vorteil, dass die Frucht schonender gegart wird. Während das Frittieren klein geschnittener Scheiben nur zwei Minuten in Anspruch nimmt, muss eine Banane zum Kochen etwa eine halbe Stunde im Wasser verbringen.

 

So wie auf dem Foto rechts habe ich mir immer schon meinen tropischen Garten vorgestellt. Bananen, Mangobäume, Kokospalmen, Papayas und viele andere Pflanzen, die das ganze Jahr über grün sind. Diese Aufnahme machte ich in einer Höhe von sechs Metern von unserem Wassertank aus. In der Ferne sind Wolken über dem Atlantik zu erkennen.

Bananenpflanzen sind die wichtigsten Pflanzen auf der Finca Bayano. Einerseits tragen sie enorm zur Verbesserung der Böden bei und andererseits reifen die Früchte das ganze Jahr über – insbesondere, wenn sie während der Trockenzeit bewässert werden. Sie benötigen jedoch eine relativ hohe Bodenqualität – in mittelmäßiger Erde wachsen sie nicht.

 

Auf dem Foto links sind “klassische” Süßbananen zu sehen. Die Ausbeute in unserem natürlichen Garten ist nur etwa halb so hoch wie in einer mit Chemikalien betriebenen Plantage, aber dafür schmecken unsere Früchte mindestens doppelt so gut und sind um ein Vielfaches gesünder.

“Moderne” Bananen haben keine Samen. Die Pflanzen vermehren sich, indem sie Wurzelsprossen bilden. Nachdem die Früchte geerntet sind, wird der Fuß einer Mutterpflanze gemeinsam mit einer oder mehreren Wurzelsprossen ausgegraben und an einer anderen Stelle einpflanzt. Danach stirbt die Mutterpflanze langsam ab und aus den Wurzelsprossen werden große Bananenpflanzen. Versuche auf der Finca Bayano haben gezeigt, dass Wurzelsprossen am besten gedeihen, wenn sie gemeinsam mit der Mutterpflanze umgesetzt werden, weil sie bis zum Absterben der Mutter deren “Unterstützung” haben. Werden Wurzelsprossen alleine abgestochen und gesetzt, werden aus ihnen in der Regel keine starken Pflanzen. Unter guten Bedingungen wachsen nahezu alle Pflanzen an und tragen etwa ein Jahr später selbst Früchte. 

 

Bananenpflanzen erzeugen mit ihren großen Blättern viel Schatten und verhindern auf diese Weise, dass der Boden austrocknet. In Nächten mit großer Luftfeuchtigkeit entsteht auf den Blättern dermaßen viel Tau, dass es sich so anhört, als würde es leicht regnen, wenn der Tau zu Boden fällt. Ferner eignen sich die Reste der Pflanze nach der Ernte hervorragend zum Mulchen. Eine ausgewachsene Pflanze kann bis zu 200 Kilogramm wiegen. Wie im Video zu sehen ist, kann mit dem zerstückelten Stamm eine Fläche von mehr als einem Quadratmeter gemulcht werden. Der Stamm, der fast zu 100 Prozent aus Wasser besteht, wird in kleine Stücke zerteilt, die nochmals längs aufgeschnitten werden. Auf diese Weise zersetzt sich das Material schneller.

 

Auf dem Foto links ist zu sehen, was passiert, wenn Bananen nicht rechtzeitig geerntet werden: einige Früchte sind bereits abgefallen. Sowohl Kochbananen als auch Süßbananen werden in der Regel unreif geerntet. Einerseits fallen in unreifem Zustand keine Insekten über sie her und andererseits nehmen unreife Bananen beim Ernten keinen Schaden. Was den Transport betrifft, ist es umso besser, je fester die Früchte sind, denn dann können umso mehr davon übereinander gestapelt werden.

Bananen schmecken wesentlich besser, wenn sie organisch wachsen und natürlich reifen, anstatt wochenlang auf Schiffen transportiert zu werden. Zudem kann daraus ein hervorragender Saft gemacht werden: Eine Banane in den Mixer, die gleiche Menge Wasser dazu, Mixer an und fertig! Ohne Zucker, denn organische Bananen sind sehr süß. Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, Bananen zu verarbeiten: Mehl! Gerade in Panama, wo nicht viel Getreide hergestellt wird, sollte die Möglichkeit bestehen Bananenmehl zu verkaufen. Hier findest Du ein kurzes Video aus Schweden, was die Herstellung betrifft.

 

Auf dem Foto rechts ist eine natürliche Banane mit Kernen zu sehen. Wahrscheinlich gehört ihr – und nicht der modernen Banane aus dem Labor – die Zukunft.

Normalerweise steht am Anfang eines Pflanzenlebens ein Samenkorn. Bei Bananen aus dem Supermarkt ist das nicht so. Die kleinen schwarzen Punkte, die sich in modernen Bananen befinden, sind die Überbleibsel zurückgezüchteter Samen. Bananen mit Samen passen nicht in die moderne Zeit. Wie lange Bananen bereits durch Wurzelableger vermehrt werden, ist nicht bekannt. Durch diese Art der Vermehrung sind heute alle Essbananen genetische Klone, denn die Ableger sind identische Kopien der Mutterpflanze. Doch diese Art der Vermehrung macht anfällig für Krankheiten, weil sich die Gene nicht mehr vermischen. Bei der natürlichen Vermehrung wird der weibliche Fruchtknoten durch den männlichen Pollen befruchtet.

 

Stauden, die essbare Bananen tragen, haben einen dreifachen Chromosomensatz anstelle des normalen zweifachen Satzes; sie sind also Mutanten. Bei der natürlichen Fortpflanzung wird normalerweise je ein Chromosomensatz von Vater (Pollen) und Mutter (Fruchtknoten) weitergegeben. Dann kann es passieren, dass beide Chromosomensätze der Mutter und ein Chromosomensatz vom Vater vererbt werden, wie es bei der sogenannten Dessert-Banane geschehen ist. Heraus kommen dann Samen mit einem dreifachen Chromosomensatz. Bananenpflanzen, die aus diesen Samen wachsen, sind nicht mehr in der Lage, selbst Samen zu bilden – sie sind unfruchtbar. So haben unsere Vorfahren vermutlich schon vor 8.000 Jahren die ersten Bananenstauden im Urwald entdeckt, die süße samenfreie Früchte hatten und kultivierten sie weiter.   

 

Was die Zukunft der Banane betrifft, darf bezweifelt werden, dass zukünftige Generationen Bananen essen. Zumindest wenn es um die normale Supermarkt-Banane geht. Gibst Du bei Google “Bananen”, “sterben” und “Panama-Krankheit” ein, erhältst Du folgende Information: Die Panama-Krankheit äußert sich in einer Verwelkung erkrankter Pflanzen, die in der Folge keine Früchte mehr bilden und im Endstadium der Krankheit sterben. Die Krankheit war ursprünglich in Südostasien beheimatet. Sie erhielt ihren Namen 1890, als sie auf Plantagen in Panama und Costa Rica flächendeckend auftrat und zu enormen Ernteausfällen führte. Danach breitete sie sich durch den Setzlingshandel in Lateinamerika und Afrika aus. Anfang der 60er Jahre war ein wirtschaftlicher Anbau der im Export gängigen Bananenart “Gros Michel” nicht mehr möglich.

 

Die Bananenproduzenten reagierten darauf, indem sie auf “Cavendish-Bananen” umstiegen, die gegen die Panamakrankheit resistent waren. In den 90er Jahren trat in Taiwan ein neuer Erreger auf, der auch Cavendish befiel. Später wurde der Erreger auch in anderen Ländern Ost- und Südostasiens nachgewiesen, von wo aus er sich bis nach Mosambik und den Nahen Osten ausbreitete. Im Fall eines erneuten Befalls der Plantagen werden hohe Verluste für den globalen Bananenhandel befürchtet, der fast ausschließlich auf Cavendish beruht. Da heute im Gegensatz zu den sechziger Jahren keine alternative Bananenart zu Cavendish zur Verfügung steht, könnte es sein, dass hochgezüchtete Bananen bald aussterben. 

 

Aus diesem Grund läuft auf der Finca Bayano ein Experiment mit natürlichen Bananen, die etwa linsengroße Samen haben. Sie sind auf dem Foto zu sehen. Eine solche Banane würde heute natürlich keine Käufer finden, denn wer will schon Bananen essen und dabei Kerne ausspucken? Sterben herkömmliche Bananen jedoch aus, liegen wir mit diesen Früchten ganz vorne. Die Samen sollen bis zu einem Jahr brauchen, um aufzugehen und die Früchte sollen gegen moderne Krankheiten resistent sein, weil sie natürlich sind. 

Mosambik wird wohl das erste Land sein, in welchem moderne Bananen aussterben. Ein wirtschaftlicher Anbau ist dort nicht mehr lange möglich, weil nur noch mit extremen Mengen an Pestiziden produziert werden kann und die Produktion daher zu teuer wird. Was infolgedessen mit der Erde und dem Trinkwasser passiert, steht auf einem anderen Blatt.

Es bleibt zu hoffen, dass unsere gemischten Kulturen verschont bleiben.

 

Hier geht’s weiter zu den Veröffentlichungen des Jahres 2018.

Hier befinden sich ältere Veröffentlichungen.

 

 

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